Kommt es diesen Winter wirklich zu einem Blackout in Deutschland?

Blackout in Deutschland

Strom weg, Licht aus. Wir werden momentan täglich mit beunruhigenden Warnungen vor einem möglichen Blackout konfrontiert. Wie groß ist das Risiko eines Blackouts wirklich, was tut der Staat, um einen Blackout zu verhindern und was können wir dazu beitragen?

Was ist ein Blackout?

Zunächst zum Unterschied zwischen Blackout und Stromausfall: Bei einem Stromausfall fällt die Versorgung für einen begrenzten Zeitraum aus. Vereinfacht gesagt kann ein Schalter umgelegt werden und der Strom läuft wieder. Wir kennen das von der eigenen Wohnung: Fällt der Strom aus, kann man durch einen kleinen Schalter am Sicherungskasten meist schnell und einfach die Energie wieder fließen lassen. Ein Blackout dagegen ist eine größere Sache. Man könnte es als einen großflächigen, unkontrollierten Stromausfall bezeichnen. Das Problem dabei: Verkehr und Kommunikation funktionieren nicht mehr und so kommt es zum Chaos. Selbst wenn der Blackout nur wenige Tage dauert, braucht es einige Zeit, bis in unserer Gesellschaft wieder alles so läuft, wie es soll. Einen Blackout gab es beispielsweise 1978/79 in Norddeutschland. Starker Schneefall beschädigte viele Strommasten und dadurch brach die Braunkohleversorgung in der DDR zusammen.

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Risikoeinschätzung

Um das Risiko eines Blackouts in Deutschland diesen Winter einschätzen zu können, haben deutsche Netzbetreiber eine Sonderanalyse durchgeführt. In den Ergebnissen ist die Rede von einer äußerst angespannten Situation und es heißt: „In den beiden kritischeren Szenarien (++, +++) treten in einigen Stunden Lastunterdeckungen auch in Deutschland auf.“ Was getan wird, um diesem kritischen Szenario vorzubeugen, haben wir weiter unten zusammengefasst.

Was ist diesen Winter anders?

Grundsätzlich ist die Energieversorgungs-Lage im Winter immer etwas angespannter. In dieser Zeit wird durch das Heizen beispielsweise mehr Strom verbraucht als im Sommer. Diesen Winter kommen die Gasknappheit und einige weitere Faktoren noch dazu:

  • Aus Gas wird unter anderem Strom produziert. Dadurch können wir in Deutschland im Winter 2022/23 weniger Strom aus dieser Quelle nutzen.
  • Es haben sich außerdem viele Menschen einen Heizlüfter gekauft. Wenn diese ganzen Geräte wirklich verwendet werden, erhöht sich der Stromverbrauch drastisch.
  • Hinzukommt weniger Stromproduktion durch Kohle- und Kernkraftwerke, weil Deutschland vermehrt auf Erneuerbare Energien setzt. Schwierig dabei: Erneuerbare Energien wie Windkraft- oder Photovoltaik-Anlagen sind schlechter steuerbar als die Stromproduktion in Kraftwerken.
  • Außerdem importieren wir gerade weniger Atomstrom aus Frankreich als üblich, denn dort sind 56 Kernkraftwerke abgeschaltet. Einer der Gründe dafür: Regelmäßige Wartungsarbeiten an den Kraftwerken wurden in Frankreich während der Corona-Pandemie aufgeschoben. So kommt es aktuell zu mehr Wartungsarbeiten als in anderen Jahren. Das alles kann dazu führen, dass wir diesen Winter nicht immer genug Strom zur Verfügung haben, wenn wir ihn brauchen.

Ursachen für ein Blackout

Zu viel oder zu wenig Strom im Netz

Die Frequenz des Stromnetzes liegt um die 50 Hz und muss zwingend in diesem Bereich bleiben. Also muss der Stromverbrauch in der EU immer gleich der Stromerzeugung sein. Wenn zu viel Strom oder zu wenig Strom im Netz ist, droht ein Blackout. Das Stromnetz ist sehr empfindlich. Die Nord-Süd-Problematik in Deutschland verschärft die Lage: Insgesamt wird durch mehr Kraftwerke und durch die großen Windparks in Norddeutschland in dieser Region mehr Energie produziert. Die Energie kann theoretisch über Stromleitungen in den Süden transportiert werden. Die Stromleitungen haben jedoch nur eine begrenzte Kapazität und müssten weiter ausgebaut werden, um in jeder Situation zu jeder Zeit die benötigte Strommenge an den entsprechenden Ort des Verbrauchs transportieren zu können. Im Süden Deutschlands ist die Gefahr einer Lastunterdeckung somit höher als im Norden. Das bedeutet, hier kann es dazu kommen, dass der Verbrauch höher ist als man

  • dort selbst erzeugen kann,
  • aus dem Norden beziehen kann,
  • aus dem Ausland importieren kann.

Nicht verhinderbare Ursachen

Cyberangriffe auf das Stromnetz können ebenso die Ursache für ein Blackout werden. Zerstörungen von großen Stromleitungen beispielsweise durch Fehler bei Bauarbeiten oder durch Extremwetter wie Schneefall waren in der Vergangenheit auch schon Ursachen für kleinere Blackouts. 2005 gab es beispielsweise im Münsterland ein großes Schneechaos, wodurch einzelne Gebiete bis zu fünf Tage ohne Strom waren. Einige Jahre später gab es auf einer Berliner Baustelle einen Zwischenfall: Zwei 110-Kilovolt-Stromkabel wurden beschädigt. Dadurch hatten große Teile Berlins viele Stunden keinen Strom.

Brownout statt Blackout

Der Netzbetreiber Amprion überwacht in der „Systemführung“, einer Art Leitzentrale, rund um die Uhr die Netzstabilität. Die Ingenieure sorgen dafür, dass Stromverbrauch und Stromerzeugung ständig in Balance sind. Sie kümmern sich darum, dass entsprechend dem aktuellen Verbrauch mehr oder weniger Strom produziert wird. Im Extremfall können sie auch aktiv den Stromverbrauch absenken.

Es könnte in diesem Zusammenhang zu einem Brownout kommen. Brownouts sind die letzte Maßnahme und sollen einem Blackout vorbeugen. Dabei werden temporär und lokal begrenzt kontrollierte Stromabschaltungen vorgenommen. Dann ist beispielsweise eine Stadt für eine gewissen Zeit lang ohne Stromversorgung, um das Netz zu entlasten. Die Systematik des „rollierenden Brownouts“ sieht vor, dass beispielsweise Region 1 für einige Stunden vom Stromnetz genommen wird und danach Region 2 dran ist. So sollen die Auswirkungen auf die einzelnen Regionen möglichst gering bleiben.

In de Schaltzentrale bei Amprion wird das Stromnetz ständig überwacht
Quelle: Amprion GmbH/@livrozet.photography

Was können wir tun?

Jeder von uns kann dazu beitragen, dass es nicht zu einer Lastunterdeckung kommt, also dass der Stromverbrauch nicht höher ist als die Stromproduktion. Es gilt, Strom zu sparen, wo es möglich ist. Interessant zu wissen: Ein Heizlüfter ist keine sinnvolle Alternative zur Gasheizung, denn die Geräte brauchen übermäßig viel Strom im Vergleich zu ihrer Heizleistung.

Vorbereitung auf ein Blackout?

Ein Blackout durch ein Ungleichgewicht im Stromnetz ist in Deutschland derzeit unwahrscheinlich. Es ist eher mit kontrollierten Stromausfällen zu rechnen. Durch Leitungs-Beschädigungen (Baustellen, Schneefall etc.) kann es aber trotzdem immer und überall zu einem Blackout kommen. Daher kann es nicht schaden, wenn man in Ruhe und ohne Panik die Situation eines längeren Stromausfalls im Kopf durchgeht. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hat eine Checkliste zur Notfallvorsorge veröffentlicht.

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