Stromkosten im Auge behalten
Die Stromkosten für deutsche Haushalte sind in den letzten Jahren tendenziell gestiegen. Der durchschnittliche Strompreis von Haushaltskunden in Deutschland mit einem Verbrauch von 3.500 Kilowattstunden liegt laut BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft bei 41,35 Cent pro Kilowattstunde (Stand Juli 2024). Im Jahr 2021 lagen die Stromkosten noch bei 32,16 ct/kWh. Doch wie setzt sich der Strompreis zusammen und wie rechnen Stromanbieter den Stromverbrauch ab?
Zusammensetzung des Strompreises
Sie schließen einen Vertrag mit einem Stromanbieter, welcher einen zusammengefassten Strompreis abrechnet. Doch werfen Sie einen genaueren Blick auf Ihre Jahresabrechnung, so stellen Sie fest: Hinter diesem Strompreis verstecken sich mehrere Strombestandteile. Insgesamt lassen sich die Stromkosten in drei größere Blöcke aufteilen:
Steuern, Abgaben, Umlagen
- Stromsteuer
- Konzessionsabgabe
- EEG-Umlage
- KWKG-Umlage
- Offshore-Netzumlage
- Aufschlag für besondere Netznutzung inkl. § 19 Strom-NEV-Umlage und Aufschlag für besondere einspeiseseitige Netznutzung
- Umlage für abschaltbare Lasten (seit dem 31.12.2023 abgeschafft)
Netznutzungsentgelte
- Entgelte zum Betrieb der Stromnetze
- Gebühren für Messung, Betrieb und Wartung der Zähler
- Kostenregulation durch die Bundesnetzagentur
- Regional unterschiedliche Höhe
Strombeschaffung und Vertrieb
- Sogenannter Wettbewerbsanteil
- selbst festgelegt durch die Energieversorger
Steuern, Abgaben, Umlagen
EEG-Umlage
Die 2000 eingeführte EEG-Umlage förderte den Ausbau erneuerbarer Energien, indem sie Anlagenbetreibern eine Einspeisevergütung garantierte. Diese lag oft über dem Börsenstrompreis, wobei die Differenz bis Juli 2022 von Stromverbrauchern getragen wurde. Dadurch stieg der Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch von 8 % (2002) auf 52,5 % (2023). Seit Juli 2022 wird die Förderung aus dem Sondervermögen „Energie- und Klimafonds“ (EKF) des Bundes finanziert, sodass die Umlage entfiel.
KWKG-Umlage
Zur Förderung einer effizienten Energieerzeugung wurde 2002 das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) eingeführt. Es sieht vor, dass Betreiber von KWK-Anlagen für einen begrenzten Zeitraum Zuschläge für die erzeugte Energie erhalten. Finanziert wird diese Förderung durch die KWKG-Umlage. Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen bieten den Vorteil, dass sie gleichzeitig Strom und Wärme aus einem einzigen Verbrennungsprozess gewinnen, was die Energieeffizienz erheblich steigert.
Aufschlag für besondere Netznutzung inkl. § 19 Strom-NEV-Umlage und Aufschlag für besondere einspeiseseitige Netznutzung
Stromintensive Industrieunternehmen profitieren von reduzierten Netzentgelten, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Die dadurch entstehenden Kosten der Netzbetreiber wurden bislang über die § 19 Strom-NEV-Umlage auf alle Endverbraucher bundesweit umgelegt. Ab dem 1. Januar 2025 wird die bisherige § 19 Strom-NEV-Umlage um den sogenannten „Aufschlag für besondere einspeiseseitige Netznutzung“ ergänzt. Dieser Aufschlag ermöglicht es Netzbetreibern, einen Teil der Kosten auszugleichen, die durch den Ausbau von Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien entstehen.
Stromsteuer
Die Stromsteuer wird erhoben, sobald Strom aus dem öffentlichen Netz genutzt wird. Grundlage dafür ist das Stromsteuergesetz (StromStG). Allerdings gibt es auch Fälle, in denen keine Stromsteuer anfällt – etwa, wenn der Strom aus einem Netz stammt, das ausschließlich erneuerbare Energien verwendet. Auf diese Weise unterstützt die Stromsteuer den Übergang zu einer klimafreundlichen Energieversorgung.
Offshore-Netzumlage
Die Offshore-Umlage wurde 2013 eingeführt, um Schadensersatzansprüche abzudecken, die durch Störungen, Verzögerungen oder Ausfälle bei der Anbindung von Offshore-Windparks entstehen. Bis 2018 war sie daher unter dem Namen Offshore-Haftungsumlage bekannt. Zusätzlich finanziert die Umlage auch die Bau- und Betriebskosten der Anbindungsleitungen für Offshore-Windparks.
Konzessionsabgabe
Strom- und Gasnetzbetreiber nutzen häufig öffentliche Straßen und Wege für ihre Leitungen, sei es ober- oder unterirdisch. Dafür zahlen sie den Kommunen eine Gebühr, das sogenannte Wegenutzungsentgelt oder die Konzessionsabgabe. Diese ist in der Konzessionsabgabenverordnung festgelegt und variiert je nach Region. Informationen zur Höhe der Konzessionsabgabe für Ihre Lieferadresse finden Sie auf Ihrer Stromrechnung.
Abschaltbare Lasten-Umlage (AbLaV)
Die Umlage wurde zum 31.12.2023 abgeschafft. Ihr Zweck bestand darin, die Netzstabilität und Versorgungssicherheit zu verbessern. Sie diente dazu, die Zahlungen der Übertragungsnetzbetreiber an Anbieter von sogenannter „Abschaltleistung“ auszugleichen. Solche Anbieter waren beispielsweise Industrieunternehmen, die bei einer Netzüberlastung kurzfristig ihren Stromverbrauch senken oder ganz darauf verzichten konnten.
Strompreise im Vergleich
Strompreisentwicklung in Deutschland
Ändert sich einer der drei Blöcke des Strompreises, so kann es zu Preiserhöhungen oder Preissenkungen kommen. Der Trend unserer Stromkosten in Deutschland ist tendenziell steigend – jedes Jahr müssen die Verbraucher für Strom etwas tiefer in die Tasche greifen. In den letzten zwei Jahren wurde die Preissteigerung hauptsächlich von den stark gestiegenen Preisen an der Strombörse ausgelöst. Hauptgrund dafür: der Krieg in der Ukraine, wodurch die Preise für Gas und Kohle stark gestiegen sind. Denn die Strompreisentwicklung an der Börse hängt von den Gaspreisen ab: der Preis richtet sich nach dem Kraftwerk, dessen Kapazität als Letztes eingesetzt wird, um die Nachfrage zu decken. In der Regel sind das die Gaskraftwerke, die zu sehr hohen Preisen produzieren. Neben der Entwicklung am Strommarkt haben auch die Netzentgelte Einfluss auf die Strompreisentwicklung in Deutschland.
Eine generelle Prognose für die weitere Strompreisentwicklung ist angesichts des politischen Weltgeschehens und dem Einfluss auf die Energiemärkte schwierig.
Kurz zusammengefasst
- Preisveränderungen durch Änderung an einem der drei Strompreis-Bestandteile möglich
- Stromkosten-Trend tendenziell steigend
- 2022 & 2023 steigende Preise an der Strombörse (Strombeschaffung)
- Ursache für steigende Börsenpreise: Krieg in der Ukraine und damit einhergehende steigende Gas- und Kohlepreise
- Änderungen von Netzentgelten haben ebenso Einfluss auf die Strompreise
- Keine generelle Prognose für die weitere Strompreisentwicklung möglich durch politisches Weltgeschehen
Regionale Unterschiede der Stromkosten
Man könnte meinen, der Strompreis ist in allen deutschen Regionen gleich. Doch der oben genannte Strompreis von 41,35 Cent pro Kilowattstunde stellt den durchschnittlichen Strompreis in Deutschland dar. Das bedeutet, die Stromkosten können auch variieren und abweichen – je nach Wohnort und dem gewählten Stromanbieter kann der Strompreis schwanken.
Verantwortlich für die Schwankungen sind zum einen die Netznutzungsentgelte. Die Höhe dieser Netzentgelte ist zwar von der Bundesnetzagentur gesetzlich reguliert, kann sich aber regional unterscheiden. Hier kommt es auf das Alter, den Ausbau, die Auslastung und die Nutzungsfrequenz des Stromnetzes an. Kurzum: Sind die Kosten für den Betrieb der Stromnetze in bestimmten Regionen höher, so sind auch die Netzentgelte dort höher. Besonders hoch sind die Entgelte im Norden, wo die Investitionen für den Ausbau der erneuerbaren Energien (z. B. Windkraftanlagen) und die damit verbundenen Umbaumaßnahmen des Stromnetzes höher sind als in anderen Regionen Deutschlands.
Auch die Konzessionsabgabe der Netzbetreiber an die Gemeinden kann die regionalen Stromkosten beeinflussen. Je nach Anzahl oder Länge der im öffentlichen Raum verlegten Stromleitungen variiert die Höhe der Konzessionsabgabe.
Über die Steuern und Umlagen hinaus beeinflussen auch die Stromanbieter die Stromkosten. Sie können durch beispielsweise Bündelpakete, Boni oder unterschiedliche Vertragslaufzeiten den Strompreis beeinflussen. Je nach Anzahl der möglichen Stromversorger und der daraus resultierenden Wettbewerbssituation kann es zu regionalen Preisunterschieden kommen. Insgesamt lohnt es sich daher, die Stromkosten für Ihren individuellen Wohnort zu vergleichen.
Kurz zusammengefasst
- Strompreise sind regional unterschiedlich - abhängig von Wohnort & Stromanbieter
- Regionale Schwankungen durch Netznutzungsentgelte (NNEs)
- NNEs sind abhängig von Alter, Ausbau, Auslastung, Nutzungsfrequenz des Stromnetzes
- Besonders hohe NNEs im Norden durch hohe Investitionen in den Ausbau erneuerbarer Energien (Windkraftanlagen)
- Konzessionsabgaben an Gemeinden sind regional unterschiedlich (abhängig von Anzahl & Länge der im öfftl. Raum verlegten Leitungen)
- Stromanbieter bieten Bündelpakete, Boni, untersch. Vertragslaufzeiten etc.
Stromkosten im europaweiten Vergleich
Nach Daten des europäischen Statistikamts Eurostat unterscheiden sich die Strompreise in Europa teilweise sehr stark. Viele Jahre gaben die Deutschen im europäischen Vergleich am meisten Geld für Strom aus. Doch Anfang 2023 geht der Spitzenplatz an Liechtenstein – mit einem durchschnittlichen Strompreis von 43,51 Cent pro Kilowattstunde (Haushaltskunden mit einem Jahresverbrauch zwischen 2.500 und 4.999 kWh; alle Steuern und Abgaben inbegriffen). Im europäischen Strompreis-Ranking folgen die Länder Belgien (43,50 ct/kWh), Deutschland (41,25 ct/kWh) und Dänemark (38,11 ct/kWh). . Auf den letzten Rängen liegen Kosovo (6,71 ct/kWh) und die Türkei (8,42 ct/kWh). Der Durchschnittliche Strompreis in der Europäischen Union lag bei 29,37 ct/kWh.
Die unterschiedlich hohen Stromkosten in Europa hängen von verschiedenen Faktoren ab:
- Geopolitischen Lage
- Nationaler Energiemix
- Steuern
- Netzkosten
- Kosten für den Umweltschutz
In den letzten zwei Jahren sind dazu die Preise für die Energiebeschaffung stark gestiegen und die Verbraucher werden von der Regierung unterschiedlich hoch entlastet.
Für den größten Strompreis-Unterschied sorgen die Steuern und Abgaben. Im europaweiten Durchschnitt liegt der Preisbestandteil laut Strom-Report bei rund 19 Prozent im 1. Halbjahr 2023. Das entspricht einem Anstieg um 49 Prozent im Vergleich zu 2022. Die höchsten Steuern und Abgaben wurden mit 49 Prozent in Polen gezahlt, dicht gefolgt von Zypern mit 38 Prozent. In Deutschland, wo der staatliche Anteil am Strompreis über Jahre hinweg mehr als die Hälfte ausmachte, ist der Steueranteil im 1. Halbjahr 2023 auf 28 Prozent gesunken.
Europa-Ranking | Strompreis |
---|---|
Liechtenstein | 43,51 ct/kWh |
Belgien | 43,50 ct/kWh |
Deutschland | 41,25 ct/kWh |
Dänemark | 38,11 ct/kWh |
... | ... |
Kosovo | 6,71 ct/kWh |
Türkei | 8,42 ct/kWh |
Daten beziehen sich auf Haushaltskunden mit einem Jahresverbrauch zwischen 2.500 und 4.999 kWh; alle Steuern und Abgaben inbegriffen
FAQ zu Stromverbrauch
Eine Kilowattstunde (kWh) entspricht der Energie, die ein elektrisches Gerät mit einer Leistung von 1.000 Watt (oder einem Kilowatt) innerhalb einer Stunde aufnimmt oder abgibt. In dieser Einheit wird der Stromverbrauch abgerechnet. Je nach Leistung der elektrischen Geräte variieren auch die Mengen an verbrauchtem Strom. Mit einer Kilowattstunde kann man beispielsweise 133 Scheiben Toasts im Toaster rösten oder sieben Stunden den Fernseher laufen lassen.
Der Abschlag wird aus dem voraussichtlichen Jahresverbrauch für Strom berechnet und meistens monatlich abgerechnet. Nach Ablauf des Abrechnungszeitraums gibt der Verbraucher mit dem Ablesen des Stromzählers die tatsächlich verbrauchte Menge an Strom an. Daraufhin verrechnet der Stromanbieter die mögliche Differenz.
Durchschnittlich zahlen deutsche Haushaltskunden für eine Kilowattstunde Strom rund 46,27 Cent pro Kilowattstunde im Jahr 2023 mit einem Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden. Doch insgesamt ist der Strompreis abhängig vom Wohnort des Verbrauchers.
Die Zusammensetzung des Strompreises besteht aus drei Komponenten (Staatliche Abgaben, Netzentgelte, Vertrieb), die je nach Wohnort und Stromanbieter variieren können. In einem Stromtarif werden die Konditionen für Ihre Stromkosten festgelegt, meistens in einem Arbeitspreis und einem Grundpreis.